Über die Interaktion mit der eigenen Lebenswelt die lokale Baukultur erleben

Kinder erkunden die lokale Baukultur

Die lustvolle Vermittlung der baukulturellen Bildung

Das Interesse für baukulturelle Themen erwacht bei Schülerinnen und Schülern über die Beschäftigung mit ihrer eigenen Lebenswelt. Dies zeigt die Auswertung der Unterrichtserprobungen und die Befragungen der Kinder, Jugendlichen und Lehrpersonen im Rahmen des Projekts «Schuldetektive». Die lokale Baukultur zu erkunden, ist für Schülerinnen und Schüler eine inspirierende und nachhaltige Erfahrung, die vorliegende Website und Publikation «Kinder erkunden die lokale Baukultur» dokumentieren dies anhand der zahlreichen, auf verschiedenen Schulstufen erprobten Unterrichtseinheiten. Darüber hinaus führt das Projekt den Nachweis, dass baukulturelle Bildung in der öffentlichen Schule kompetenzorientiert, integriert in den vorhandenen Fächerkanon und lustvoll vermittelt werden kann. «Es ist ein cooles Thema und es interessiert mich, weil es viele Bauideen gibt“, sagt beispielsweise ein Sekundarschüler.

Es ist ein cooles Thema und es interessiert mich, weil es viele Bauideen gibt!

Schüler, 1. Sekundarklasse

Didaktik und Methodik

Der Unterrichtseinstieg erfolgt über die Wahrnehmung der Baukultur des eigenen Wohnorts. Die Lehrpersonen nehmen Eindrücke der Schülerinnen und Schüler entgegen, ergänzen diese Erfahrungen mit baukulturellem Wissen, handwerklichem Können und basalen Beobachtungs- und Untersuchungsmethoden und leiten einen gestalterischen Prozess ein. Das Kompetenzmodell des baukulturellen Unterrichts gliedert sich in 8 Themen: Farbe und Form, Material und Oberfläche, Massstab und Dimension, Licht und Schatten, Öffnung und Transparenz, Innen und Aussen, Schmuck und Ornament, Statik und Konstruktion. Das als Lern- und Gestaltungsprozess organisierte Unterrichtskonzept besteht aus vier zeitlich dehnbaren Unterrichtsphasen. Es lässt sich fächer- sowie stufenübergreifend umsetzen und an den Kompetenzzielen des Lehrplans 21 ausrichten.

4 Projektphasen

Das Projekt ist in 4 Phasen gegliedert. Die vorliegende Website www.schuldetektive.ch bildet mit der Bildersammlung die PHASE 1: «Wahrnehmen und Erkunden» und fordert Lehrpersonen, Schulkinder und Architekten zur Partizipation auf! In der Publikation «Kinder erkunden die lokale Baukultur» werden die weiteren Phase 2-4 ergänzend ausgeführt.

  1. PHASE 1: wahrnehmen und erkunden
    Die Annäherung an das gewählte Thema findet über die bewusste Wahrnehmung und Erkundung örtlicher Baukultur statt. Die Schülerinnen und Schüler richten ihre Aufmerksamkeit auf die bisher zumeist nur unbewusst wahrgenommene gebaute Umwelt und entdecken Aspekte des Themas an örtlichen Bauobjekten. Fotografisch halten sie ihre Eindrücke fest, beispielsweise zu Farbe und Form, um sie später in der Klasse diskutieren und weiter verarbeiten zu können. Die Lehrperson reichert die Ergebnisse des fotografischen Blicks mit themenbezogenen baukulturellen Informationen an. Wahrnehmen bzw. Sehen lernen ist ein elementarer Bestandteil ästhetischer Bildung und Ausgangspunkt für jeden gestalterischen Prozess.
  2. PHASE 2: ergründen und sammeln
    In einem zweiten Schritt ergründen die Schülerinnen und Schüler ein oder mehrere ausgewählte Objekte im Hinblick auf das Thema. Aus der Diskussion in Phase 1 ergeben sich Fragestellungen, denen sie mit zuvor eingeführten Methoden nachgehen, beispielsweise Farb- oder Oberflächenbestimmungen. Dabei kommen geeignete, zielstufenspezifische Werkzeuge und Unterrichtsmaterialien zum Einsatz. Die Schülerinnen und Schüler sammeln Fundstücke und beschreiben ihre Erkenntnisse dazu in einem Portfolio. Die fokussierte Betrachtungsweise ist handlungsorientiert; sie fördert Wissen, Können und Vorstellung. Schülerinnen und Schülern erkennen sich als Teil einer Lebenswelt, die nicht zufällig entsteht, sondern gestaltet werden will.
  3. PHASE 3: handeln und erfinden
    Die dritte Phase hat zum Ziel, Beobachtungen, Erfahrungen und Erkenntnisse anzuwenden und gestalterisch umzusetzen. Fotografien, Skizzen, Fundstücke, Abriebe von Oberflächen, Eindrücke von Bauwerken usw. sowie Einträge im Portfolio über Untersuchungen von Materialien und Farben dienen als Ausgangspunkt für verschiedenste Entwurfs- und Gestaltungsaufgaben. Der gestalterische Prozess besteht darin, durch Assoziieren, Variieren, Verändern, Verwerfen, Konstruieren und Kombinieren eigenständig eine Aufgabe zu lösen. Das Entwerfen und Entwickeln von Bildern, Mustern und Modellen erweitert das Vorstellungs- und Darstellungsvermögen der Schülerinnen und Schüler und fördert die Zuversicht in die eigenen kreativen Fähigkeiten.
  4. PHASE 4: kennen und überführen
    Die vierte Phase dient der Überprüfung und Auswertung des erworbenen Wissens und Könnens. Die Schritte des anfänglichen Wahrnehmens der gebauten Umwelt, des Transfers der erkundeten und gesammelten Fundstücke, die zum Entwurf und schliesslich zum ausgestalteten Produkt führen, werden diskutiert. Die Schülerinnen und Schüler stellen ihre Arbeiten vor und erörtern, inwiefern sie ihre Vorstellungen umsetzen konnten, welche weiteren Ideen realisiert werden könnten, wie die Zusammenarbeit in der Klasse verlief usw. Das gemeinsame Arbeiten und die abschliessende Besprechung der Gestaltungsprozesse fördern nicht nur die Reflexionsfähigkeit, sondern auch die Kooperations- und Kommunikationsfähigkeit der Kinder und Jugendlichen. Sie üben sich darin, eigene Meinungen zu bilden, diese einzubringen und Gesprächsregeln einzuhalten.